In den letzten 30 Jahren hat sich in der Motorradindustrie einiges verändert. Auch wenn der Wandel nicht so offensichtlich ist, wie zum Beispiel in der Kommunikation, stellt sich die Frage, ob alle technischen Änderungen wirklich positiv waren.
Ich fahre jetzt seit mehr als 35 Jahren Motorrad. Zeit genug, um einmal wirklich über die Vorteile der modernen Technik nachzudenken. Meine ersten fünf Motorräder waren ausschließlich Zweitakter, mit denen ich mehr Zeit in der heimischen Werkstatt verbracht habe, als auf der Straße. Damals galt jeder als Rebell, der nach der Mofa- und Kleinkraftradzeit auch weiterhin Motorrad fuhr.
Das erste Mofa
Nicht nur aus finanziellen Gründen war es damals erforderlich, sich genau mit der Technik seines Motorrads auseinander zusetzen. Mein erstes Mofa habe ich damals aus dem Schrottcontainer gerettet und in monatelanger Kleinstarbeit in dem Keller meines Elternhauses restauriert. Noch bevor ich die Fahrprüfung für den Mofa-Führerschein machen konnte, hatte ich schon jede Schraube der kleinen Herkules in der Hand gehabt. Monate bevor ich die gesetzliche Fahrerlaubnis bekam, stand sie schon frisch lackiert und fahrbereit im Keller.
Sobald ich die Straßen meiner Heimatstadt mit den 1,5 PS unsicher machen konnte, fand sich schnell die dazu passende Gang, mit der man die neu gewonnene Freiheit zusammen auskosten konnte. Damit beginnt aber auch der nicht so ganz legale Teil meiner Geschichte, der Kampf um jeden Kilometer und zehntel PS. Damals, genauso wie heute, reichten 25 km in der Stunde nicht aus, um sich zügig mit dem Verkehr zu bewegen. Deswegen landete mein Mofa auch nach kurzer Zeit wieder im Bastelkeller, für den Kampf um jeden Stundenkilometer.
Um die Geschichte kurz zu machen, die kleine Herkules erreichte dann am Ende meines 15. Lebensjahr an die 80 km/h, was bestimmt nicht zu ihrer Fahrsicherheit beitrug. In diesem Beitrag möchte ich nicht dazu auffordern, ein Motorrad zu verändern, oder die deutsche Straßenverkehrsordnung zu missachten. Es geht mir um etwas ganz anderes. Die Möglichkeit die kleine Herkules komplett auseinander zu bauen und wieder zusammenzusetzen, jede Schraube und jeden Kabel zu kennen, nur am Geräusch des Motors Schäden zu erkennen, ermöglichten es mir eine ganz besondere Beziehung zu ihr aufzubauen.
Die, die dann folgten!
Auch jedes darauf folgende Motorrad war nicht nur einfach ein Werkzeug, um von A nach B zu gelangen. Nicht nur die Achtung vor der Technik und der Reiz der Geschwindigkeit verlangten es, dass man eine besondere Beziehung mit dem Zweirad aufbaute. Ehrlich gesagt, gab es in den laufenden Jahren bessere und schlechtere Beziehungen. Gerne erinnere ich mich zurück an die XT 550 oder die CB 400, aber die KZ 550 und die Malaguti hinterließen keinen so guten Eindruck.
Moderne Motorräder sind sicherer, schnellerer und sparsamer. Die computergesteuerten Einspritzanlagen erlauben den Kraftstoff sicher viel besser zu nutzen als die alten Vergaser und die computergesteuerten Zentraleinheiten warnen dich sicher vor dem nächsten Servicetermin, aber irgendetwas ist verloren gegangen. Heutzutage ist es viel einfacher, eine freundschaftliche Beziehung zu dem Mechaniker der Werkstatt des Vertrauens aufzubauen, als mit der Bit und Byte gesteuerten Maschine auf zwei Rädern.